Lieber nichts zu tun haben mit dem „Kremser Landl“ – aber ein Blick hinein lohnt sich allemal. Ganz Mutige lassen den Security-Check über sich ergehen und erklimmen den 2. Stock. Dort angelangt, gibt es einiges zu bestaunen. Gegen Anmeldung sind sogar Gruppen im Rahmen von Stadtführungen und Spezialführungen willkommen! Achtung: Fotografier-Verbot!
Leopold Schmid, seines Zeichens Mitglied des Künstlerhauses in Wien, Maler, Graphiker, Bildhauer erhielt 1932 den Auftrag zur Ausgestaltung der Aula vor dem Schwurgerichtssaal.
Er schuf die „Sieben Laster“ (auch die „Sieben Todsünden“) mit dem jeweiligen positiven Gegenstück, passend zum Gerichtssaal dahinter und der (hoffentlich stattfindenden) Besserung nach dem gefällten Urteil und der Strafe! Nun könnte man trefflich diskutieren, ob für diese Laster auch das Gericht zuständig ist...
Auffallend ist: Das „Laster“ steht aus Sicht des Paares immer auf der linken Seite – soll heißen, benimmt sich linkisch, während die tugendhafte Person, stets korrekt gekleidet, immer rechts steht und das tut, was recht und billig ist!
Die Fresken in der Aula wurden 1938 auf Geheiß des Reichsministers Frank übertüncht (Stichwort "Entartete Kunst"); Leopold Schmid gehörte nicht zu den von den Nazis akzeptierten Künstlern. Erst in den 1970/80er Jahren setzten sich einige Mitglieder des Gerichtshofes und Künstler für die „Rehabilitierung“ der Fresken ein, u.a. Prof. Freilinger (der geborene Innviertler war zu dieser Zeit schon in Krems sesshaft!).
Diese „Wiederbelebung“ der Schmid’schen Fresken wurde 1982 auch tatsächlich in Angriff genommen. Leopold Schmid, nicht mehr ganz jung, aber noch aktiv genug, malte seine Fresken sogar selbst und ohne Honorar! Lediglich das Material und ein Helfer sollten zur Verfügung gestellt werden. Ihm bereitete es verständlicherweise große Genugtuung, dass seine Fresken nun zu neuem Leben erwachten und ihnen nun die gebührende Wertschätzung zuteil wurde – gleichsam ein später Sieg über die NS-Zeit.
Aus genau diesem Grund ist direkt neben der Tür zum Schwurgerichtssaal eine „doppelte“ Signatur zu finden: „Leopold Schmid 1932 – 1982“ (leider von einem später eingesetzten Türstock leicht überdeckt!)
Ergänzung zur Person LEPOLD SCHMID: * 16. Juli 1901 Wien, † 26. September 1989 Wien (Zentralfriedhof), Maler, Bildhauer, Graphiker, Keramiker.
Studierte 1918-1925 an der Akademie der bildenden Künste (bei Ferdinand Andri und wirkte ab 1925 als freischaffender Maler (insbesonders in Zusammenarbeit mit Architekten);
Auszug aus seinen Werken:
Ehrenhalle: Bildnisse des hl. Michael und des hl. Georg sowie 24 Gestalten aus drei Jahrhunderten österreichischen Soldatentums zwischen 1618 und 1918, vom Musketier bis zum Kampfflieger. Dieser Bilderschmuck wurde mittels eines neuen Steinschnittverfahrens von den akademischen Malern Herbert Dimmel und Leopold Schmid ausgeführt. Die Seitenwände der Treppen zieren acht imposante Kriegerköpfe, welche die wichtigsten in der k.u.k. Armee vertretenen Nationalitäten symbolisieren.
Mosaike, Keramiken, Sgraffiti... vermehrt ab 1945.
Schmid war Mitglied des Künstlerhauses, bekam 1938 Arbeitsverbot und wurde bald danach (1940) auch aus dem Künstlerhaus ausgeschlossen. Er leistete Wehrdienst und setzte seine künstlerische Karriere erst nach dem Krieg wieder fort. Danach erhielt er die höchsten Auszeichnungen, die einem Künstler zuteil werden können:
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Sie hatten kein so gutes Schicksal:
PS: Von Gustav Steinschorn befindet sich das Werk „Glasbläser“ in der Gasse unmittelbar neben dem Geschäft der Fa. Salomon (Untere Landstraße) und in der Kapelle der Justizanstalt JA Stein (leider weniger leicht zu bestaunen, sofern man auf dem Pfad der Tugend bleiben mag!)
Rückmeldungen, Kommentare, ergänzende Infos bitte gern an: office@kremskultur.at !
Falls Sie mit einer Bus-Gruppe nach Krems kommen: Unmittelbar neben dem Gerichtsgebäude ist die Bus-Aus/Einstiegstelle!