LORETOKAPELLE Straß im Straßertal: Heilige Stätten in Reichweite

Passend zur Karwoche heute ein Highlight für Liebhaber kunsthistorischer Raritäten:  Die Loretokapelle in Straß im Straßertal - originalgetreue Nachbildung der Casa Santa in Loreto!

Ausgangspunkt des Loreto-Kultes in Österreich war die 1625-27 errichtete Loretokapelle in der Augustinerkirche in Wien!

Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß
Detailansicht Altar mit Silbergitter

Welchen Zweck hatten diese Nachbildungen der Loretokapellen?

  • Pilgerreisen ins Heilige Land und nach Rom waren nicht nur kostspielig, sondern auch gefährlich und dauerten oft Monate oder sogar Jahre. Damit der "Normalsterbliche" auch bei den Heiligen Stätten beten konnte, wurden entsprechende Nachbildungen in erreichbarer Nähe errichtet - die "Schmalspur-Variante" der Pilgerreisen also!
  • Vermögende und vor allem adelige ZeitgenossInnen wollten Gott ihre Frömmigkeit zeigen (dem erzkatholischen Kaiser natürlich auch!) und stifteten zu diesem Zweck diese Nachbildungen!

Der historische Hintergrund der Straßer Loretokapelle:

Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß - Hauptaltar
Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß - Schwarze Madonna hinter dem Silbergitter

Im Zuge einer Wallfahrt nach Loreto in der Nähe von Ancona (Italien) legte Kaiser Ferdinand II vor dem Altar der Mutter Gottes das feierliche Gelübde ab, den Katholizismus um jeden Preis wieder zur alleinigen Religion in seinen Staaten zu machen.

Wohlgemerkt: wir befinden uns in einem 30-jährigen Krieg zwischen Katholischen und Protestanten! Seine Gattin Eleonore von Mantua (1598-1655) sandte alsdann Architekten nach Loreto, um in Wien eine getreue Kopie errichten zu lassen - dem „Prototyp“ für alle weiteren österreichischen Loretokapellen.

Kaiser Ferdinand II hatte allerdings mit seiner Verehrung der Maria von Loreto nicht nur seine Gattin Eleonore beeinflusst, sondern auch seinen Vertrauten und Hofkanzler Verda von Verdenberg. Dieser nannte mehrere Besitzungen in NÖ sein Eigen, unter anderem im Raum Grafenegg und Strass.

Seine Tochter Anna Camilla (verheiratete Gräfin Enkevoerth) teilte die Frömmigkeit und Marienverehrung des Vaters und agierte ganz so, wie man es von Adeligen im Dunstkreis des Kaisers erwartete: Sie stiftete ebenfalls eine Loretokapelle. Im Jahre 1666 ließ sie diese Kopie der italienischen Casa Santa an die neu errichtete Pfarrkirche von Strass im Strassertal anbauen, die praktischerweise eine Marien-Kirche war!

Gräfin Enkevoerth befand sich mit diesem Engagement in durchaus guter Gesellschaft. Gar nicht weit vom Strassertal, nämlich in der Wachau, im frisch gegründeten Kloster Schönbühel (1666) ließ annähernd zeitgleich Kaiserin Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers (1630-1686) höchst persönlich die Grabeskirche und die Bethlehemgrotte nachbauen, in Zusammenarbeit mit der Familie Starhemberg.

Die Grafen Auersperg, Montecuccoli, Czernin ließen ebenso Loretokapellen in Wien und Niederösterreich errichten.

Loretokapellen sind einheitlich ausgestattet, innen aus rohen Ziegeln mit einigen unregelmäßigen, bemalten Putzflächen. Das Heiligtum, die schmale Statue einer Schwarzen Madonna, steht in einer Nische an der Stirnwand hinter einem silbernen Gitter.

In Straß erhielt der Baumeister Antonio della Porta (1631-1702) den Auftrag, die Loreto-Kapelle zu errichten und der Kremser Maler Wilhelm Andschitz sollte die Innengestaltung übernehmen. Sogar die Russschwärzungen des Originals wurden nachempfunden, da dort ein Sprengstoffanschlag stattgefunden hatte.

Der Altar der Loretokapelle stammt aus dem Jahr 1700 und weist eine besonders rätselhafte Symbolik auf. Mariens Eltern Joachim und Anna stehen neben der Madonna.

Die Außenfassade der Loretokapelle gestaltete Andschitz mit einer Kalktünchmalerei.

Was hat es mit der Casa Sancta von Loreto auf sich?

Die Casa Sancta ist das legendäre Geburtshaus der heiligen Maria. Nach einer Legende aus der Zeit der Kreuzzüge brachten es Engel nach Tersatto in Dalmatien, als Nazaret muslimisch wurde. Nach seiner vierten Übertragung fand das fliegende Haus seinen Standort in Italien.

Nachdem dort 1554 der Jesuitenorden die Seelsorge übernommen hatte, erreichten die Loretowallfahrten ihren Höhepunkt und Loreto wurde der zweitwichtigste Wallfahrtsort Italiens. In Italien selbst verbot Papst Urban VIII. (1568-1644) Nachbildungen der Casa Santa aus Konkurrenzgründen. Die Errichtung von Loretokapellen gehörte auch zur Bewegung der Gegenreformation, und ihr Bau wurde unter anderem von den Jesuiten gefördert.

Freskenmalerei im Inneren der Loretokapelle:

Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß - Wandfresko
Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß - Wandfresko
Loretokapelle Straß
Loretokapelle Straß Wandfresko mit Engel

Bei einem Ausflug ins Straßertal genießen Sie aber unbedingt auch das Innere der Straßer Pfarrkirche Maria Himmelfahrt:

  • Drei Deckenfresken von Leopold Mitterhofer, einem Schüler des Martin Johann Schmidt, bekannt als "Kremser Schmidt"
  • Altarblatt des Hochaltars: Friedrich Stoll, der Verdenberger Hofmaler schuf „Mariä Krönung“  (1636)

Geburtsgrotte Bethlehem in Schönbühel
Geburtsgrotte Bethlehem in Schönbühel

Hier geht's zum Nachbau der Geburtsgrotte von Bethlehem, die Kaiserin Eleonara in Schönbühel erbauen ließ! Kloster Schönbühel: Bethlehem zum Greifen nah (kremskultur.at)

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Infos zur Gottesdienstordnung der Pfarre Straß im Straßertal: Grüß Gott in den Pfarren Elsarn und Straß (pfarren-strass-elsarn.at)

Weiterführende Infos zu Loretokapellen im Allgemeinen: Loretokapelle – Wikipedia


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