Ein Weihnachtsaltar in der privaten Schlosskapelle - das Weihnachtsfest hat im Schloss Greinburg einen ganz besonderen Stellenwert! Zu verdanken ist dieses Juwel einem regionalen Adeligen:
Graf Leonhard Helfried von Meggau
Graf Meggau (*1577 - † 1633) war einer der engsten Berater von
Kaiser Matthias und Kaiser Ferdinand II und Inhaber der höchsten Ämter. Er galt als einer der einflussreichsten Männer seiner Zeit – nicht zuletzt, weil er durch und durch katholisch war. In den ersten Jahren des 30jährigen Krieges wurde Graf Meggau Inhaber der Herrschaft Greinburg. Er konnte es sich leisten, Schloss Greinburg so umzubauen, wie wir es heute erleben:
Zu ebener Erd': links im Hof
DIAMANTGEWÖLBE
die SALA TERRENA: eine künstliche Grotte mit Illusionsarchitektur in Kieselsteinmosaik - in den Jahren des 30jährigen Krieges ein Sozialprojekt, zumal die Greiner Bürger dafür bezahlt bekamen, kübelweise Donaukiesel in die Greinburg zu bringen.
im 1. Stock: Der GROSSE RITTERSAAL mit der SCHLOSSKAPELLE
Dieser Große Rittersaal mit außerordentlichen Dimensionen (33m lang x 16 m breit x 14 m hoch) gilt als der größte Renaissancesaal in Österreich mit so weit gespanntem, freitragendem Gewölbe.
Die Gemäldegalerie zeigt die vollständige Reihe der Habsburger-Herrscher angefangen bei König Rudolf I († 1291) bis zu Kaiser Ferdinand II (†1637), sozusagen dem Chef von Graf Meggau.
Dieser große Saal mit dem weiten Gewölbe vermittelt ein wenig das Gefühl einer Kirche – und so war es auch gedacht. Öffnet man die Doppeltür, ist der Altarraum in der Schlosskapelle zu sehen und so konnte der Saal sowohl für Feste auch als für Messen verwendet werden.
Auf den beiden bunt bemalten Türflügeln ist sind Szenen aus dem Leben des Hl. Leonhard dargestellt, Namenspatron von Graf Meggau. Bemerkenswert ist auch die große gemalte Supraporte. Die allegorischen Figuren Glaube, Liebe und Hoffnung begrenzen einen ebenfalls gemalten Sprenggiebel.
Einige Schritte weiter führen uns zum frühbarocken Weihnachtsaltar aus rotem Marmor. Er stammt aus dem Jahr 1625. Die Reliefs bestehen aus Kalksandstein aus Kehlheim und beinhalten Darstellungen der Weihnachtsgeschichte von oben nach unten:
Die vollplastischen Figuren (Kreidekalk) sind:
Die Bildhauerarbeit ist außergewöhnlich qualitätsvoll und sehr detailreich – beachten Sie z. B. auch die vielen kleinen Köpfchen von Engeln, Masken und modisch frisierten Frauen - es sind insgesamt 16. Der Bildhauer ist leider nicht bekannt.
Aber die Auftraggeber sind mit ihren Wappen verewigt: Graf Meggau (links unten) und seine erste Frau (rechts unten).
Wir erinnern uns an die beiden Wappen in der Sala Terrena mit beiden Gattinnen von Graf Meggau: am Weihnachtsaltar sehen wir nur die erste Gattin mit Wappen verewigt – die Kapelle ist demnach wahrscheinlich vorher entstanden.
Kleines Detail am Rande: Der Altar ist freistehend und hat eine interessante Konstruktion, damit er auch stehend bleibt!
Der Auftraggeber, Graf Meggau wird in Grein auch heutzutage noch sehr verehrt, weil er ein sehr wohltätiger Schlossherr war und in den Jahren des 30jährigen Krieges die geplagte Bevölkerung unterstützte, soweit es möglich war.
Durch die Heirat von Graf Meggaus Tochter Anna mit Ludwig Sigmund Graf Dietrichstein im Jahr 1644 ging der Besitz auf die Familie Dietrichstein über.
Und seit haargenau 200 Jahren ist das HAUS SACHSEN-COBURG UND GOTHA Eigentümer des Schlosses. Im Jahr 1823 kaufte
Herzog Ernst I von Sachsen-Coburg und Gotha das Schloss.
Prinz Alexander und seine Familie wohnen im Schloss und Mitglieder des europäischen Hochadels sind immer wieder zu Gast, zumal die Familie Sachsen- Coburg und Gotha zur Gründung von 4 europäischen Königshäusern beigetragen hat: Belgien, Portugal, Großbritannien und Bulgarien
Vielen Dank an das Team vom Schloss Greinburg für die gute Zusammenarbeit und die Dreherlaubnis!
Weiterführende Links und Literatur:
Haus Sachsen-Coburg und Gotha
Prinz Andreas
Schloss Greinburg
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Fotocredits: