Jahrhundertelang betrachtete sich der Mensch als selbst schuld an seinem Elend. Zu wenig gottesfürchtig, Unzucht, ein zu wenig ehrsames Leben … die Seuche als Strafe Gottes. War dieses Ungemach vorbei, dankte man Gott und zeigte sich großzügig.
Heutzutage lässt sich jede Epidemie oder sogar Pandemie mit einer natürlichen Ursache, einem Virus, einer chemischen Formel erklären – der Mensch ist aus dem Schneider. Ist die Schwierigkeit bewältigt, dankt man der Wissenschaft.
Für den "historischen" Umgang mit dieser „Geißel Gottes“ finden sich vielerorts stumme Zeugen, so auch in Krems am Dreifaltigkeitsplatz.
Der Prototyp aller Pestsäulen in ganz Österreich ist die Dreifaltigkeitssäule am Wiener Graben. Kaiser Leopold I hatte gelobt, nach überstandener Seuche Gott dankbar zu sein und eine derartige Säule in Auftrag zu geben.
Grund genug für unzählige Bürgermeister, Adelige und Stifter jeder Art in den nächsten Jahrzehnten auf rund 200 Plätzen in Österreich ebensolche Pestsäulen zu errichten. Nach Krems kam dieser Trend verhältnismäßig spät. Eine ganze Pestwelle lag noch dazwischen (anno 1713!)
So liest sich das in der Stadtchronik von Krems:
Anno 1736 wollten die sich die Kremser Bürger bei ihren Schutzpatronen und der Hl. Dreifaltigkeit für die Bewahrung vor verschiedenster Gefahren bedanken und um weiteren Schutz bitten.
Der Passauer Statuarius (=Bildhauer) Josef Matthias Götz bekam einen "Contract" über 1600 Gulden. Er sollte dafür an jener Stelle, wo zuvor der Burghof abgetragen worden war, eine Dreifaltigkeitsstatue aus gutem Eggenburger Stein errichten. 1738 war sie fertig.
Während des zweiwöchigen Jakobi- und Simonimarktes wurden auf diesem Platz traditionellerweise Geschirr und Hafnerwaren feilgeboten.
Dreieckiger Grundriss, darüber drei Ebenen mit drei korinthischen Säulen, drei Heiligen und ganz oben die Dreifaltigkeit.
Meine ganz persönliche Beziehung zur Dreifaltigkeit: Nach dem ersten Covid-19-bedingten Lockdown starteten die ersten beiden Stadtführungen ausgerechnet am Dreifaltigkeitsplatz. Das war insofern etwas Besonderes, als über Jahre fast immer das Steinertor als Treffpunkt vereinbart war; gelegentlich starteten wir bei der Wienerbrücke; aber ich hatte in 20 Jahren noch nie eine Stadtführung bei der Dreifaltigkeitssäule begonnen! Und ich muss zugeben, als ich so neben der Säule auf meine kleine Privatgruppe wartete, war ich nach monatelangem "Arbeitsverbot" der Dreifaltigkeit schon sehr dankbar, dass ich wieder Gäste führen durfte.....
Quellen und weiterführende Literatur zur Dreifaltigkeitssäule:
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