Erdteilallegorien sind die Personifikationen der in der frühen Neuzeit bekannten vier Erdteile – Europa, Asien, Afrika und Amerika. Von Australien wusste man schon, galt aber noch nicht als Kontinent!
Johann Wenzel Bergl war nicht nur der Meister dieser „Kontinent-Darstellungen“ schlechthin, sondern auch noch der Lieblingsmaler Maria Theresias für diese Art der Innendekoration. Geographie und Natur im Dienste des kaiserlichen und monastischen Repräsentationsgehabes!
Kaum zu übersehen: der wichtigste Kontinent dargestellt durch die wichtigste Herrscherin weit und breit: „Die Schwiegermutter Europas“ Maria Theresia als Europa!
* Ein Stier zu Füßen Maria Theresia - immerhin entführte Zeus als Stier seine angebetete Europa nach Griechenland!
* Die Reichsinsignien in der Hand und ein Triumphbogen mit dem Reichsadler im Hintergrund verleihen die nötige Würde!
* Links neben Maria Theresia: Ihr Vater Kaiser Karl VI, weiß gekleidet (vielleicht weil schon verstorben?) mit Goldenem Vlies und Lorbeerkranz; in Händen ein Schriftstück – vermutlich die Pragmatische Sanktion, die Maria Theresia die Nachfolge sichern sollte!
* Zu seinen Füßen eine Allegorie des Krieges – der Österreichische Erbfolgekrieg, weil die Sache mit der Pragmatischen Sanktion nicht wirklich funktioniert hat.
* Johann Bergl rechts von Maria Theresia: vermutlich ein Selbstporträt des Malers als Vertreter der Malkunst oder eine Hommage an seinen Freund Franz Anton Maulbertsch oder seinen Lehrer Paul Troger;
* 2 weibliche Allegorien der Gartenkunst mit Gießkanne und Gartenplan! Die zahlreichen Künste und Wissenschaften (Musik, Bildhauerei, Astronomie, Malerei, aber auch Kriegskunst) sollen Europa als führend auszeichnen.)
Personifiziert als orientalischer Fürst, dessen Szepter und Turban auf das türkische Reich verweisen, umgeben vom Höflingen, Schriftgelehrten und gefesselten Sklaven - die Szene steht ganz im Zeichen eines eigenständigen Herrschaftsanspruchs.
Eine chinesische Gesandtschaft überbringt Geschenke (links). Weiters leicht zu entdecken in der asiatischen Szene: Dromedar, Krokodil und Strauß!
Verkörpert durch einen „Mohrenfürsten“ wie man es in barocker Zeit formulierte, mit einem kostbaren Schimmel am Zügel, umgeben von exotischen Tieren und Pflanzen, Figuren mit Juwelen und Perlen.
Im Hintergrund eine Pyramide mit fremdländischen Zeichen als Hinweis auf Religionen und Kulturen andernorts!
Viel Dynamik, man könnte fast sagen, viel Rhythmus!
Unbedingt genauer hinschauen: ein Tiger und ein Löwe. Bergl dürfte wohl noch nie einen echten Löwen gesehen haben - das lässt zumindest das Gebiss des Löwen vermuten!
Er verwendete Vorlagen aus den kaiserlichen Sammlungen und Berichte der wissenschaftlichen Expeditionen, aber im Detail…. wird dann doch ein Kuh-Gebiss daraus!
im Zeichen der Fruchtbarkeit und Naturverbundenheit. Die zentrale Figur ist ein „indianischer“ Häuptling mit Federkrone, umgeben von Ureinwohnern und Figuren mit Turbanen, alle mit nacktem Oberkörper, die klassische Darstellung des „edlen Wilden“ - Jean Jacques Rousseau lässt grüßen!
Rechterhand ein Eindringlich in dieser heilen Welt: ein Europäer -vielleicht Spanier- mit Dreispitz, Schärpe und Degen beim Warentausch mit den Einheimischen, im Hintergrund ein europäisches Segelschiff. Sein Fuß auf dem Warenpaket, damit die Besitzansprüche klar sind!
Exotisches aus der barocken Fauna und Flora!
Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen jeder Art, Feedback, Kritik, Ergänzungen! Bitte jederzeit gerne an office@kremskultur.at
Noch mehr würde ich mich freuen, wenn ich Ihnen diese schönen Wandmalereien direkt vor Ort zeigen dürfte! Der Stiftsgarten ist von 1.Mai bis 31. Oktober geöffnet!
Infos zum Stift Melk: Stift Melk - Stift Melk - das barocke Welterbe in der Wachau
Quellen: