Kleine Geschichte zum Thema „Umwegrentabilität“ oder „Essen auf Rädern wurde in Krems erfunden“
Es war einmal, anno domini 1462: Friedrich III, seines Zeichens Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wird von seinem gar nicht brüderlichen Bruder Albrecht in seiner Reisefreiheit mehr als nur ein wenig eingeschränkt. Er sitzt nun also – unfreiwillig – in seiner kalten herbstlichen Burg in Wien und siniert, wie bzw. wo er etwas Essbares für seinen kleinen Maxi („letzter Ritter“ in spe) herbekommen könnte. Seiner hübschen Gattin Leonore, gleichermaßen jung wie hungrig, kann er kein adäquates Mahl mehr bieten, als in der höchsten Stunde der Not, oder vielmehr des Hungers, ein kleiner Trupp beherzter Kremser in der Wiener Burg antrabt und ihn waffentechnisch unterstützen mag.
Da wir Wachauer mehr Bezug zur Kulinarik als zu Waffen haben, kann man getrost davon ausgehen, dass die Kremser Delegation die hungrige imperiale Schar mit einem Wachauer Jausenpaket versorgt hat. „Essen auf Rädern“ sozusagen in Krems erfunden! Es wird mit größter Wahrscheinlichkeit auch die eine oder andere Flasche Wein im Lunchpaket enthalten gewesen sein, selbst auf die Gefahr hin, dass Friedrich Nr. 3 ihn wieder in einer Kirche under construction „vermörteln“ lässt (wie schon passiert im Stephansdom, anno 1450)
Als nun der Kaiser und seine engste Entourage die Kremser Köstlichkeiten genießen – ob der Kremser Senf schon mit dabei war, ist nicht wirklich belegt, denn der taucht nachweislich erst deutlich später auf der kulinarischen Weltbühne auf – grübelt seine Majestät, wie der den Kremsern eine Freude machen könnte. „Ich nehme den Wienern das Federtier aus dem Wappen und schenke den edlen Doppelköpfler den Kremsern, auf dass sie sich freuen mögen!“ So oder ähnlich werden die Überlegungen Friedrichs wohl gewesen sein. Gesagt, getan und schon wandert der Imperial-Vogel ins Kremser Wappen. So zu sehen im kremsMuseum und am Steinertor! Damit alle Kremser, Gäste und Fremdenführer gleichermaßen wissen, wohin sie gucken sollen, schrieb man freundlicherweise über die Wappenreihe: „Conspicite fidelitas praemia!“ [Sehet den Lohn der Treue!]
Weil jedoch von einem Wappen keiner Leben kann, schoss seine kaiserliche Hoheit wenige Wochen später ein weiteres und vor allem lukrativeres Privileglein hinten nach: Voilà die Donaubrücke von Stein nach Mautern! Handelstechnisch gesehen gab die Brücke schon weit mehr her als die Wappenehre. Was brachte nun summa summarum die ambulante Mahlzeit den Kremsern?
Friedrich liebt Krems sehr – nun, viele Städte zum Lieben hatte er auch nicht mehr - allerdings nicht so sehr, dass er den Kremsern die Goldmünzen überlassen hätte, die sie beim Bau der Bürgerspitalskirche gefunden hatten, aber das ist eine andere Geschichte.