Die Kremserinnen wussten sich durchzusetzen - lange vor „Halbe-Halbe“, Gendern und Binnen-I ! Was hat es also mit dem Brunnen und seinem namensgebenden Helden auf sich? Dafür müssen wir ins Reich der Sagen abtauchen und finden mehrere Varianten:
In Krems hätte der Legende nach ein Bürger namens Simon Handl gelebt, der von seiner Holden besonders arg misshandelt und geprügelt worden sein soll, er wurde somit zum Inbegriff eines Simandls (Hauspatschen; in Deutschland vielleicht besser verständlich unter der Bezeichnung „Pantoffelheld“). Die Kremser Frauen begannen regelrecht darin zu wetteifern, wer den Ehegatten besser unterjochen könne.
Im Jahr 1528 trieben sie es dann doch zu weit. Die Gepeinigten taten sich zu einer Beratung zusammen und beschlossen, beim Stadtrat Hilfe zu suchen. Die gestrengen Ratsherren hatten die glorreiche Idee, die Männer sollten beim Simonimarkt nette Geschenke für ihre Gemahlinnen erstehen und sich so von der Pein freikaufen. Seither treffe sich diese Gesellschaft jedes Jahr am Simonimarkttag (28. Oktober) im Gasthaus „Zu den drei Raben“ auf dem Hohen Markt. Angeblich bittet er hier in dieser Szene um den Haustorschlüssel, um mit seinen Leidensgenossen - der Simonibruderschaft - auf ein Bierchen gehen zu können!
Wehrhafte Kremserinnen: Einer zweiten Version wurde Krems 1619 von einem feindlichen Heer aus Böhmen angegriffen. Die Männer stürmten hinaus, um die Stadt zu verteidigen, doch ihnen wurde der Weg abgeschnitten und die feindlichen Truppen begannen, die Stadt zu belagern. Die Kremser Frauen waren aber bekannterweise nicht gerade zimperlich und griffen einfach selbst zu den Waffen. Sie verteidigten die Stadtmauern so lange und hartnäckig, dass die Belagerer aufgeben mussten. Die Stadt war gerettet. Ab dem Moment hatten natürlich die Frauen die Hosen an!
Eine dritte Version ist die Legende von sieben kleinwüchsigen Brüdern („sim Mandln“ = sieben kleine Männer), die sich zur ersten Simandl-Bruderschaft zusammengeschlossen hätten und so zum Kern einer großen Männergesellschaft wurden, um einander zu ermutigen, zu trösten und zur Geduld zu ermahnen.
In einer weiteren Variante der Namensentstehung heißt es, SIMANDL würde sich ableiten von SIE IST DAS MANDL!
Leider ist es auch Tatsache, dass auch andernorts in Krems die Schlagkraft der Kremserinnen belegt ist: Auf dem Großen Sgraffitohaus (Ecke Althangasse/Margaretenstraße, direkt neben dem Eingang, Jahr 1560) sind 2 Männer im Gespräch abgebildet, der Text darunter:
Honigl: ich muß Dir klage, meine Frau tut mich schlage". Darauf die Antwort: "Osch.... pile mein: Mein Frau ist böser als die dein!"
Offiziell dienten die Bruderschaften den Männern dazu, sich gegenseitig in ihrer Geduld und Sanftmütigkeit gegenüber ihren gewalttätigen Ehefrauen zu bestärken. In einem Dokument mit dem Namen "Geschichte und Statuten der weltberühmten Simandlbruderschaft", das aus dem Jahr 1790 stammt, steht zum Beispiel:
"Ein Mann soll sich lieber selbst eine Ohrfeige geben, ehe er sich untersteht, gegen seine Frau eine finstere Miene zu machen."
"Den Widerspruch soll jeder Simandl als sein größtes Verbrechen ansehen, und sich vor demselben hüten; er soll sich lieber selbst eine Ohrfeige geben, ehe er sich untersteht, gegen seine Frau eine finstere Miene zu machen."
Im selben Dokument berichtet der Vorsteher der Simandlbruderschaft "Schulze von Pantoffelshaufen", dass er im vergangenen Jahr 200 Ohrfeigen von seiner Frau erhalten habe. Seiner Funktion als Vorsteher der Bruderschaft habe er sich "durch die allergrößte Unterthänigkeit gegen meine Frau würdig gemacht".
An prominenter Stelle unweit des ehemaligen Wienertores: Am Ende der Fußgängerzone, genau da, wo die Wegscheid vom Hohen Markt kommend in die Untere Landstraße mündet.
Quellen:
Ob die Simandlbruderschaften nun eine Selbsthilfegruppe unterjochter Ehemänner waren, eine Vereinigung zur Förderung von Mäßigung und Moral ihrer Mitglieder im Sinne Dietrichsteins, oder lediglich der Grund für eine organisierte und gepflegte wöchentliche Trinkrunde, dürfen Sie selbst entscheiden! Unweit vom Brunnen sind einige wunderbare Kaffeehäuser, laden Sie Ihre Holde auf ein Tässchen Kaffee und Mehlspeise ein und schon ist der Hausfrieden wieder gesichert!
Rückmeldungen jeder Art sehr willkommen! Bitte gerne per Mail office@kremskultur.at