Klassische Stadtführungen beginnen meist unmittelbar vor diesem Gebäude, ohne dass es eines Blickes oder gar eines Fotos würdig wäre! Blicke und Fotoapparate richten sich auf das Steinertor und so hatte es der Architekt auch geplant - aber sehen wir uns die Geschichte vom Anfang an:
Das Revolutionsjahr 1848 brachte Österreich eine moderne Gerichtsorganisation und ab 1850 der Stadt Krems ein eigenes Landesgericht (Kreisgericht), jedoch ohne eigenes Gebäude!
Schon ab 1879 tauchten erste Intentionen auf, dem Kreisgericht ein eigenes Gebäude zu suchen/errichten, allerdings fehlte es an verfügbaren Bauten bzw. dem nötigen Geld für einen Neubau. Das Gericht blieb "Untermieter" in mehreren Gebäuden, u.a. im Rathaus. 1913 hatte das Justizministerium endlich Einsehen für die prekäre Lage der Kremser Richter und fasste den Entschluss eines Neubaus – gut gemeint im Sinne der Richterschaft, allerdings in den Jahren des 1. Weltkriegs nicht umsetzbar!
Erst Ende der Zwanzigerjahre nahm der Plan konkrete Formen an, nicht zuletzt als Maßnahme gegen die Arbeitslosigkeit. Zwei Standorte kamen dabei in Frage: Eyblpark (Nähe Wachaubrücke) oder Südtirolerplatz. Letzterer machte das Rennen aus wirtschaftlichen Gründen: Die Kremser Kaufmannschaft sprach sich mit sehr viel Nachdruck dafür aus, dass die Gerichtsbesucher, die am Kremser Bahnhof ankamen, durch die Landstraße gehen mussten und dabei das eine oder andere Geschäft tätigten oder zumindest ihren Hunger stillten! Auch damals machte man sich schon Sorgen um die Kundenfrequenz in den Geschäften der Landstraße!
Im Jahre 1930 erfolgte endlich die Grundsteinlegung. Den Baugrund mit 12.000 m² Fläche und eine Summe von 400.000 Schilling stellte die Stadt Krems zur Verfügung!
Planung und Bauführung lagen bei Architekt Dipl.-Ing. Franz Sturm (1897- 1966), dem zwei Dinge zu verdanken sind, die heute ganz und gar nicht selbstverständlich sind:
Nach einer 3-jährigen Bauzeit erfolgte im Oktober 1933 die offizielle und feierliche Einweihung des Gebäudes, allerdings wenig prominent besetzt, denn die politische Lage war derart angespannt, dass Bundespräsident Miklas, immerhin gebürtiger Kremser, nicht selbst anwesend sein konnte! Und das obwohl das neu geschaffene Landesgericht von zeitgenössischen Medien als „größter staatlich aufgeführter Bau der Republik“ bezeichnet wurde! Immerhin wurden 3 Millionen Ziegel und 2,7 Millionen Kilogramm Zement vermörtelt!
Neben den Räumlichkeiten des Gerichts und Büros befinden sich auch ein Gefängnis und Dienstwohnungen.
Ab 1945 machten sich russischen Besatzer im Gebäude breit; der Schwurgerichtssaal wurde zu einem Kino umfunktioniert, im Südtrakt zum Stadtpark hin wurde ein Militärspital eingerichtet.
Der „Russenfriedhof“ vor dem Gerichtsgebäude bestand bis Ende der 1950er Jahre.
Aktuelle Situation des Landesgerichts:
Figuren über der Arkade (Eingang Wichnerstraße):
Überlebensgroße Statuen aus Gussstein, alle 1932 entstanden; Aufzeichnungen der Künstler zum Thema gibt es nicht, aber es dürfte auf alle Fälle in Bereich "Gericht, Rechtsfindung" anzusiedeln sein.
Teilweise "ldentifizierung" erstmals 1985 durch Dr. Harry Kühnel:
Beide Figuren von Josef Horak (*14.7.1886 Krems -19.3.1953, Wien)
Mittlere Figuren von Christa Voglmayer (1903 - ?). Wen sie darstellen, ist unklar. Ein Lösungsvorschlag könnte sein:
Vielen Dank an Dr. Heinz Steiberger, Richter des LG i.R. für seine umfassenden Recherchen! Eine umfassende Chronik zur Geschichte und Entwicklung des Landesgerichts finden Sie unter folgendem Link: Landesgericht Krems, Geschichte