Mauterner Donaubrücke - halb kaiserlich, halb sowjetisch!

Manche Brücken haben's schwer! Vor allem, wenn sie an strategisch interessanten Punkten stehen! Und so kommt es, dass die halbe Brücke noch aus der Monarchie stammt, die andere Hälfte von den sowjetischen Besatzern!

OrtKrems an der Donau am Nordufer der Donau - Mautern am Südufer der Donau
NutzungStraßen-, Rad- und Fußgängerbrücke  (Fahrzeuge mit max. 16 Tonnen!!)
ÜberführtAggsteiner Straße (B33a)
Abmessung:435 m lang, 11 m breit
Eröffnung1895  (Baubeginn: 1893 )
Position:bei Stromkilometer 2003,53 – die westlichste der 3 Kremser Donaubrücken
KonstruktionDie Brücke hat einen Parallelträger über zwei Felder und zwei Halbparabelträger.

Steckbrief für Eilige:

  • 1. Brückenrecht: 1463: Kaiser Friedrich III verleiht Krems-Stein das Privileg, eine Brücke über die Donau zu schlagen
  • mehrmals Holzbrücken – immer wieder abgebrannt/zerstört
  • 1866 Brand der letzten Holzbrücke
  • 1895: Erste Stahlkonstruktion „Gridl-Waagnerbrücke“
  • Im Mai 1945 durch Wehrmacht teilweise gesprengt
  • Im September 1945 bereits wiedereröffnet
  • die Bogen stammen noch aus der Zeit der Monarchie, die geraden Elemente entstanden in der russischen Besatzungszeit

Geschichte – etwas länger für Gründliche:

Mauterner Donaubrücke
Mauterner Donaubrücke
Mauterner Donaubrücke
Mauterner Donaubrücke
Kremser Eisenbahnbrücke

Dass Kaiser Friedrich III die Stadt Krems sehr schätzte, konnten wir schon andernorts lesen (siehe Blog-Artikel zu Kaiser Friedrich III)! Seine Liebe zur Donaumetropole drückte er auch dadurch aus, dass er der Stadt Krems am 17. Juni 1463 den Bau einer Brücke über die Donau gestattete, was zu neuen Mauteinnahmen und neuen Handelsverbindungen der Kremser Fernhändler führte. Auch wenn der Bau der Holzbrücke nach Mautern danach sicher einige Jahre dauerte, sie wurde nach der Brücke in Wien die zweitälteste im Bereich des gegenwärtigen österreichischen Donauabschnittes.

Im Lauf der Jahrhunderte wurden diese Holzbrücken immer wieder zerstört, bisweilen sogar absichtlich, um den Feind am Überqueren der Donau zu hindern oder sie wurde Opfer von Bränden!

Noch mit Regierungsantritt von Kaiser Franz Joseph war die Holzbrücke über die Donau intakt, somit kann man davon ausgehen, dass die berühmte Sisi bei ihrer Donau-Schifffahrt aus der alten Heimat zur Hochzeit nach Wien noch unter der alten Holzbrücke durchgefahren ist, als sie der jubelnden Bevölkerung in Mautern und Krems-Stein zuwinkte!

Im Jahr 1866, genau in dem Jahr, wo Kaiser Franz Joseph I die Schlacht bei Königgrätz verlor, brannte die Holzbrücke über die Donau ab  - genau wie dem Kaiser blieb auch den Kremsern nichts erspart! Die nächste Brücke sollte eine Stahlkonstruktion sein!

Kaiserliche Donaubrücke

Mauterner Brücke
Mauterner Brücke
Mauterner Brücke
Mauterner Brücke

1895 wurde diese handgenietete Stahlfachwerksbrücke unter dem Namen Kaiser-Franz-Joseph-Brücke (bis 1918) für den Verkehr geöffnet - natürlich Kutschen- und Fuhrwerke – die Massen an Automobilen kommen erst später! Die „Schwesternbrücke“, die Kremser Eisenbahnbrücke etwas flussabwärts, war bereits 1889 fertiggestellt worden.

Die große Bedeutung dieser Brücke zeigt sich darin, dass während des Ersten Weltkriegs rund 34.000 Soldaten den Brückenkopf Krems verteidigen sollten und im Umkreis von 5km Bunkeranlagen errichtet wurden. Durch die gewaltige Ausweitung des Krieges standen weder genügend Menschen noch Material zur Verfügung. Daher verfügte die k.u.k.-Armeeführung ab Sommer 1915 eine Verringerung der Ausbauarbeiten und mit 1. Mai 1916 die Auflösung des Brückenkopfkommandos.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke auf  Befehl von Oberst Soche von der Wehrmacht in der Nacht von 7. auf 8. Mai 1945 zum Teil gesprengt (zwei Brückenfelder wurden herausgesprengt), wenige Stunden nach der Zerstörung der Eisenbahnbrücke flussabwärts.

Der guten Ordnung halber noch eine Ergänzung zu Oberst Soche: Der gebürtige Steiner war Pionieroberst und fungierte ab 10. April 1945 als Kampfkommandant von Krems. Er organisierte den Rückzug seiner Truppen Richtung Westen und ließ zuerst die Eisenbahnbrücke in Krems und dann die Mauterner Donaubrücke sprengen! Noch am 8. Mai 1945 gelangte er in der Nacht mit seinem Stab zu den Amerikanern und lieferte dort seine Waffen ab.
Im Mai 1946 wurde ihm wegen Brückensprengungen der Prozess gemacht und er wurde zu 6 Jahren schweren Kerkers verurteilt! Später wurde Soche begnadigt, weil man ihm zugute hielt, dass er sich seinen Vorgesetzten gegenüber geweigert hatte, das Elektrizitäts-, Wasser- und Gaswerk der Stadt zu sprengen; dass er die an der Wienerbrücke angebrachten Sprengladungen entfernen hatte lassen und letztendlich dass er seine Männer darin unterstützt hatte, zu den Amerikanern zu stoßen und nicht von der Roten Armee gefangen genommen zu werden.
Mauterner Brücke
Mauterner Brücke
Mauterner Brücke
Mauterner Brücke

Bereits am 1. Juli 1945 begann die Rote Armee unter Einsatz eigener Ingenieure, von Mitarbeitern der Firma Waagner-Biro und deutschen Kriegsgefangenen mit der Reparatur der wichtigen Verkehrsverbindung. Der südliche Teil der Brücke wurde unter Verwendung von Brückengerät des Systems Roth-Waagner, das in Krems eingelagert war, in einer Rekordzeit von nur 60 Tagen, das heißt 12 Tage vor der geplanten Fertigstellungsfrist, neu errichtet.

Am 30. September 1945 wurde die Brücke von den sowjetischen Besatzern an die Republik Österreich übergeben. Die Eröffnung kam beinahe einem Staatsakt gleich: Der Vertreter des sowjetischen Oberkommandos, Generaloberst Kurassow, und Staatskanzler Dr. Karl Renner würdigten alle, die in so kurzer Zeit die Brücke wieder aufgebaut hatten.

Dr. Renner erklärte: „Die Sowjetarmee ist kämpfend bei uns eingezogen, aber nach dem Schweigen der Waffen nahm sie ihr Friedenswerk auf ... Die Brücke muss zu einer neuen Menschheit führen, verbunden durch friedliche Zusammenarbeit, sie muss führen zur internationalen Gemeinschaft aller Völker."

Eine Gedenktafel wurde enthüllt. In deutscher und kyrillischer Schrift Sprache steht geschrieben: „Diese Brücke wurde am 8. Mai 1945 von den deutschfaschistischen Truppen zerstört. Auf Befehl des sowjetischen Marschalls Konjew wurde diese Brücke von Ingenieurtruppen der Roten Armee wiederhergestellt.”

Offizieller Name der Brücke im Jahr 1947: „Marschall-Konjew-Brücke“

Im Jahr 2013 wurde der Straßenaufbau renoviert. Im Zuge der Hitzewelle desselben Jahres musste die Brücke neuerlich auf Grund der Hitzeschäden gesperrt werden. Grund waren Senkungen der Auflager.

Mauterner Brücke
Mauterner Brücke

Die Brücke ist genau wie das nordöstlich gelegene Brückenwärterhaus und der Steiner Bahnhof in unmittelbarer Nähe denkmalgeschützt. Derzeit laufen Überlegungen, wie es weitergehen soll, da die 120-Jährige die durchschnittliche Lebensdauer einer Brücke schon weit überschritten hat. Die Rahmenbedingungen sind in diesem Fall besonders schwierig, da die Brücke denkmalgeschützt ist und im Weltkulturerbe Wachau steht. Derzeit sind Gespräche im Laufen, was im Sinne des Denkmalamtes bzw. des Weltkulturerbes möglich ist. Ein Teil der Last wurde für die alte Dame bereits reduziert, indem nur mehr Fahrzeuge bis max. 5 Tonnen die Brücke befahren dürfen!

Für alle Individualgäste mit Fahrrad und PKW ist es die letzte Gelegenheit in der Wachau, die Donau auf einer Brücke zu überqueren! Die nächste Brücke flussaufwärts befindet sich erst in Melk! Dazwischen gibt es nur kleinere und größere Fähren!

Die aktuellen Durchfahrtshöhen entsprechend den jeweiligen Wasserständen kann man im Internet im DoRIS (Donau River Information System) erfahren:
www.doris.bmvit.gv.at/fahrwasserinformation/brueckendurchfahrtshoehen

Der Hl. Nepomuk, unser "Brückenheiliger", der uns vor Wassernot schützt, ist unmittelbar neben der Brücke an der Nordseite der Brücke zu finden: Neuerdings mit Blick auf die DPU - Danube Private University! Die kleine Kapelle des Heiligen steht genau an jener Stelle, wo die erste Holzbrücke errichtet worden war, d.h. ein kleines Stück flussabwärts von der jetzigen Brücke!

Hl. Nepomuk Mauterner Brücke
Hl. Nepomuk Mauterner Brücke
Hl. Nepomuk bei der Mauterner Brücke
Hl. Nepomuk bei der Mauterner Brücke
Hl. Nepomuk Mauterner Brücke
Hl. Nepomuk Mauterner Brücke, Bild: kremskultur.at

Bei einer Stadtführung durch STEIN kommen wir zu einem wunderbaren Aussichtspunkt, wo man die Donaubrücke in voller Größe sieht! Ich bringe Sie aber auch gerne direkt hin! Kontakt kremskultur Monika Hauleitner

Ergänzungen, Fotos, Korrekturen etc. bitte gerne an office@kremskultur.at! Freue mich über jeden Beitrag!


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