Pallas Athene und der goldene Spitz von Spitz

Beide befinden sich unmittelbar am Donauufer, rechts und links des Treppelweges, ganz nahe am Schiffsanleger! Als Radfahrer oder Schiffsgast in Spitz kommt man unweigerlich daran vorbei.

Pallas Athene:

19. Jh., Bildhauer unbekannt, Herkunft spannend!
Ihr Attribut: Eule!
Als römische Göttin Minerva war sie auch für den Schiffsbau zuständig – für Spitz besonders passend!

Der goldene Spitz von Spitz

Bildhauer: Gottfried Bechtold
Entstehung: 2012 im Rahmen der Hochwasserschutzgestaltung
Höhe: 4,45m [die Spitze wäre 10 cm über dem Jahrhunderthochwasserpegel von 2002]
Material: Bronze

Pallas Athene war donauaufwärts unterwegs...

Wie diese Figur nach Spitz kommt, ist tatsächlich spannend: Alles fing mit einer Weinflasche an!

Im Jahr 1959 ließ die Winzergenossenschaft Wachau eine neue Flaschenform aus der Taufe heben: die „Dürnsteiner Flasche“ war geboren! Franz Schöberl, seines Zeichens Bürgermeister von Spitz und Obmann der Winzergenossenschaft Wachau (heute Domäne Wachau), organisierte eine entsprechende Feierlichkeit. Sogar namhafte Landesvertreter wie Dr. Leopold Figl kamen nach Spitz!

Eine überdimensionale Flasche wurde für die Enthüllung über die Brunnenfiguren am Kirchenplatz gestülpt und prompt wurden die drei Brunnenfiguren, die „Supperer-Weiber“, bei dieser Aktion beschädigt. Ob die Damen jemals saniert wurden, bleibt unbekannt. Sie verschwanden auf Nimmerwiedersehen…

Der verwaiste Brunnen brauchte allerdings ein neues Dekor. Die Winzergenossenschaft dürfte sich wohl für dieses Malheur verantwortlich gefühlt haben – auf alle Fälle fand sich eine Lösung innerhalb der eigenen Reihen: Der WG-Funktionär Harto Gleich hatte glücklicherweise im Garten seines Domizils, dem Mayreder-Schlössl (heute Villa Lindenstöckl) in Dürnstein, einige hübsche Figuren, die er offensichtlich nicht mehr brauchte und so wanderten zwei steinerne Schönheiten nach Spitz:

  • Pallas Athene (die Römer würden sie Minerva nennen – die Spitzer auch)
  • Allegorie des Friedens mit einer Friedenspalme in der Hand

Pallas Athene durfte an der damals neuen entstandenen Bundesstraße B3 neben der Donau stehen, die Friedens-Statue fand ihre neue Heimstatt auf dem Kirchenplatz, auf dem verwaisten Brunnen, anstelle der "lädierten" Damen.

Soweit, so gut... bis Gottfried Bechtold kam!

Pallas Athene und der Hochwasserschutz!

Im Jahr 2012 sollte der Vorarlberger Bildhauer Gottfried Bechtold den Hochwasserschutzbereich an der Donau verhübschen. Dazu hatte Bechtold zwei geniale Ideen:

  • Spitz an der Donau bekommt einen Spitz an der Donau!
  • Pallas Athene schaut nicht mehr länger Richtung Spitz, sondern zum Spitz! Damit das besser klappt, bekommt sie bronzene Pupillen!

Dass Bechthold gern Wortwitz mag, dürfte wohl offensichtlich sein! Die Höhe der bronzenen Spitze war auch schnell gefunden: 10 cm über der Hochwassermarke von 2002! Der Kontrast zu Pallas Athene könnte nicht größer sein: Einerseits der Kegel aus Bronze, klare Linien, schmucklos - Modernität pur; auf der anderen Seite die geschwungenen Linien der steinernen Göttin. Und dennoch gehören die beiden irgendwie zusammen: Pallas Athene blickt mit ihren bronzenen Pupillen und dem in Bronze gehüllten Buch Richtung Spitze!

Lebensdaten zu den Akteuren der Figuren-Rochade:

Franz Schöberl (* 11. August 1895 in Spitz an der Donau; † 26. Juli 1977) österreichischer Politiker (ÖVP) und Weinhauer; Schöberl war 1945-1964 Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich, langjähriger Bürgermeister von Spitz (1945-1965) und Obmann der Winzergenossenschaft Wachau

Gottfried Bechtold (*1.8.1947, Bregenz) - Künstler mit Atelier in Vorarlberg

Quellen:

- Gespräche mit Zeitzeugen: Herzlichen Dank an Fam. Notz und meine Kollegin Ingrid Bauer für ihre Unterstützung!
- Ausschnitte aus der Lokalpresse „Wachauer Wochenspiegel“, „Niederösterreich neu entdeckt“
- Wikipedia: Franz Schöberl
- Kunst im öffentlichen Raum: https://www.publicart.at/virtuell/projekte/alle/?pnr=864&weiter=1

Videos zu Gottfried Bechtold: Gottfried Bechtold-Spitz

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