Kaum ein barocker Baumeister prägte die Wachau so sehr wie Jakob Prandtauer. In den Jahrzehnten um 1700 war Prandtauer im Donauraum der Baumeister schlechthin, wenn es um kirchliche Auftraggeber ging. Auch für das gehobene Bürgertum galt: Wer auf sich hält, bestellt bei Prandtauer.
Wenn es um die ganz frühen Bauten Jakob Prandtauers (1660-1726) geht, kommt man unweigerlich zum Prandtauerhof in Joching, nicht zuletzt auch räumlich, weil er heutzutage prominent an der Bundesstraße B3 liegt.
Ursprünglich handelte es sich um einen Wirtschaftshof des Augustiner Chorherrenstifts St. Pölten (ab 1308 belegt), der in unmittelbarer Nähe zur Donau lag, was transporttechnisch gesehen auch Sinn machte, denn zahlreiche zehentpflichtige Bauern aus der ganzen Region mussten in diesem „Lesehof“ ihren Zehent abliefern, wodurch gerade während der Weinlese besonders viel Betriebsamkeit herrschte, zumal der Zehent in Naturalien abgeliefert wurde, hauptsächlich Weintrauben.
Knapp vor 1700 stand ein Neubau des Wirtschaftshofes in Joching an - gleich in den ersten Jahren der Amtszeit von Propst Prankenheim. Was lag da näher, als den „hauseigenen“ Baumeister in die Wachau zu schicken und mit dem Neubau zu beauftragen?
Wenige Jahr zuvor war Jakob Prandtauer aus Stanz in Tirol (*1660) auf Umwegen ins heutige Niederösterreich gekommen und hatte sich in St. Pölten niedergelassen, hatte im Klosterviertel ein Haus gekauft und eine Familie gegründet.
Allerdings nicht einmal ein Jahrhundert später änderte sich die Situation schlagartig. Die tiefgreifenden Reformen Kaiser Joseph II bedeuteten das Ende des Augustiner Chorherrenstifts in St. Pölten (1784) und auch der Prandtauerhof war ab diesem Moment nicht mehr klösterlicher Besitz, sondern ging in private Hände über.
Ein Blick auf den Torbereich sagt alles:
Dieser Wirtschaftshof trägt Prandtauers Namen, aber so wirklich berühmt wurde Jakob Prandtauer mit seinem Meisterwerk, dem Stift Melk, das allerdings erst einige Jahre nach Fertigstellung dieses Lesehofes errichtet wurde.
Seit 1968 ist die Familie Holzapfel Eigentümer des ehemaligen Lesehofes. Heute zählt der Prandtauerhof zu den besten Adressen, wenn es um gute Küche, exzellente Weine und erlesene Brände geht.
Weiterführende Literatur:
Dr. Huberta Weigl: Jakob Prandtauer 1660 - 1726, erschienen im Michael Imhof Verlag 2021
Baumeister des Barock - Jakob Prandtauer 1660–1726 I Website zum Buch (jakob-prandtauer.at)
Wenn es um Weine und Kulinarik geht, sind Sie hier richtig: Weingut Holzapfel Prandtauerhof
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