Zieht Gewitter an: Immer im Zentrum der Gewitterwolken liegt die Wetterkreuzkirche!
Weithin sichtbar: Hier von der Donau aus gesehen mit einem Kreuzfahrtschiff im Vordergrund!
Für alle gründlichen Leser nun im Detail:
Auf dieser weithin sichtbaren Stelle am Schiffberg ist schon „vor unvordenklichen Jahren ein hölzernes Creutz, so man jederzeit das Wetterkreuz genannt, gestanden, allwohin wegen Abwendung des starken Ungewitters…“ viele Bauern und Weinhauer pilgerten, um ihre Ernten vor Hagel und Blitzschlag zu schützen. Nicht verwunderlich, dass im 17. Jh. Geld gesammelt wurde für eine Kapelle, allerdings die erste Sammlung in Höhe von 50 Gulden reichte nicht für eine Kapelle, somit wurde ein Brunnen gebaut.
Erst im Jahr 1651 startete man erneut einen Versuch, dieses Holzkreuz durch eine Kapelle zu ersetzen. Möglich gemacht wurde der Bau durch einen Stiftsbrief und „Consens des hochwürdigsten Fürsten und Herrn Veit adam gewesten Bischoffen zu Freysing…“! Immerhin gehörte Hollenburg von 895 bis 1805 zum Bistum Freysing. Der Bischof trug den Konsens bei, die Bevölkerung das nötige Kleingeld: Immerhin wurden 500 Gulden für den Bau der Kapelle gesammelt und ein Jahr später –1652- konnte die „Kirche zur Kreuzerhöhung“ eingeweiht werden!
Blick von der Schnellstraße B37a aus, aus Krems kommend, d.h. von Westen, Fahrtrichtung St. Pölten
Der Zustrom von Wallfahrern, vor allem „Schiffleuten“ war enorm und schon nach wenigen Jahren wurden beim Fest Kreuzerhöhung rund 3500 Gläubige gezählt! - die Kapelle platzte aus ihren Nähten und Vergrößerung war angesagt! Unter Caspar Elbel, seines Zeichens Pfarrer von Hollenburg, erhielt die Kirche nicht nur die Messlizenz, sondern auch ihr heutiges Presbyterium (1664); Pfarrer Elbel selbst stiftete ein geschnitztes Kreuz! Papst Benedikt XIII gewährt den Besuchern der Wetterkreuzkirche einen Ablass.
Schon im Jahr 1660/1661 hatte kurze Zeit der Einsiedler Adam Aigner beim Wetterkreuz gelebt, aber ab 1729 ist für längere Zeit eine Einsiedelei nachgewiesen. Aufgabe des Einsiedlers war es, die einsam gelegene Wetterkreuzkirche zu behüten und zu betreuen. Stiftung oder sogenannte Benefizien gab es für ihn nicht, er musste mit Almosen und der Mostsammlung für das Wetterläuten über die Runden kommen.
Berühmtester und vor allem umtriebigster Einsiedler am Schiffberg, weil Meister der Sponsoren-Beschaffung! In den 10 Jahren seines Einsiedler-Lebens bewerkstelligte er so manches:
Die Wetterkreuzkirche ist stets ein beliebter Wallfahrtsort, vor allem für Winzer aus Traismauer, Krems und der Wachau; so pilgerten die Kremser Winzer von Weinzierl zur Wetterkreuzkirche, „… damit der grundgütige Gott Weinzierl wie auch die liebe Nachbarschaften von Schauer, Hagel und Ungewitter bewahren, auch alle anderen Übel barmherzigst abwenden wolle."
Die Frömmigkeit der Bevölkerung konnte Kaiser Josef II nicht sonderlich beeindrucken; die Einsiedelei bei der Wetterkreuzkirche wurde geschlossen; Einsiedler Rochus Schaar arbeitete fortan in Hollenburg als Spenglermeister, heiratete Theresia Bowetz und gründete eine Familie. Als Kaiser Josef II. kurze Zeit später die Schließung sogenannter "überflüssiger Nebenkirchen" befahl, überlebte immerhin die Wetterkreuzkirche, betreut vom Hollenburger Pfarrer.
1826 ist in der Pfarrchronik von einem Kirchenbrand zu lesen. Baumeister Josef Utz aus Krems renovierte in den 1880er Jahren die Kirche gründlich, der Eingang wurde vergittert und das Portativ durch eine Orgel ersetzt! Allerdings hielt die Freude nicht lange, denn schon 1913 und 1920 setzten Brände durch Blitzschläge dem Gebäude ganz gehörig zu. Die Schäden waren beachtlich, der Turm brannte ganz ab und aus, die Glocken schmolzen, die Decke stürzte ein, Bänke, Orgel, Predigtstuhl und Innenausstattung wurden Opfer der Flammen. „Nur Presbyterium, Sakristei und Oratorium blieben vom Brand verschont“- so die Pfarrchronik. Die Versicherungssumme reichte nicht für den Wiederaufbau und so musste wie immer die Bevölkerung einspringen. Eine Sammlung für den Wiederaufbau der Wetterkreuzkirche wurde gestartet.
Gegen Endes des Zweiten Weltkriegs verlief die Front zwischen Wagram und Hollenburg, in unmittelbarer Nähe der Wetterkreuzkirche; durch ihre sehr erhöhte Lage war die Kirche natürlich als Wachtposten der deutschen Wehrmacht und vor allem als Granatenziel ideal (16 Granatentreffer musste die Kirche einstecken!!) - 4 Hochaltarfiguren zerschossen, nur 3 Kreuze blieben unversehrt!
Die Pfarrchronik dazu:
"Der Zustand des Wetterkreuzes ist trostlos. Das Dach zerfetzt, die Mauern zerschossen, 2 Durchschüsse an der Ostseite, der Turm schwer angeschlagen, die Barockvollite rechts vom Turm herabgeschossen. Das Innere verwüstet, alle Figuren durch Pistolen- und Gewehrschüsse beschädigt. Die Bilder aus dem Rahmen und zerrissen, die Bänke zerschlagen, die Sakristeieinrichtung demoliert, alle Fensterscheiben durch den Luftdruck der Granate ausgeblasen. Durch den Plafond scheint der Himmel herein.“
Der Wiederaufbau betraf nicht nur Städte und Landstriche rundherum, sondern wieder einmal auch die Wetterkreuzkirche. Durch Spenden wurde vorerst ein Schindeldach finanziert (später Blechdach, wieder später Eternitdach), die Fenster wurden neu verglast, Gebäude und Kreuzwegstationen wurden wieder aufgebaut; zwei neue Glocken wurden geweiht (1947/1955).
Bedenkt man, dass diese Jahre der russischen Besatzung für die Bevölkerung alles andere als leicht waren, überall Armut herrschte und der Wiederaufbau alle Kräfte beanspruchte, so ist es mehr als bewundernswert, mit welchem Einsatz diese Kirche wiederaufgebaut wurde!
Dr. Franz König, damals Bischof-Koadjutor, hält eine Festmesse (1953) und übergibt die Wetterkreuzkirche wieder ihrer Bestimmung.
Die Sgraffito-Bilder der derzeitigen Kreuzwegstationen stammen aus dem Jahr 1982! Zehn Jahre später ist das neu vergoldete Turmkreuz fertig.
Im Rahmen des „1000 Jahre Krems“-Jubiläums werden die letzten umfangreichen Renovierungsarbeiten abgeschlossen!
In der Kirche finden keine regelmäßigen Messen statt, aber mehrmals im Jahr werden Veranstaltungen organisiert!
Wie es sich für eine Kirche gehört, hat auch die Wetterkreuzkirche einen Chor: GOSPELCHOR WETTERKREUZ
Sollten Sie Gefallen finden an dieser Kirche „mit Steherqualitäten“, so lässt sich diese auch für private christliche Feiern mieten:
Pfarramt Hollenburg; www.wetterkreuz.at/hollenburg
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Falls jemand hübschere Fotos hat, bin ich dafür dankbar!